<h2 class="wp-block-heading eplus-wrapper" id="walkampf">Einfach laufen lassen</h2>

Sie war erst 18, als sie bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2009 erstmals uber die Ziellinie lief und den ersten Platz belegte. 

Doch fur Caster Semenya lief es noch nie wirklich glatt. Die Aufsichtsbehorden, die ihr Tempo misstrauisch beaugten, verlangten von Semenya einen Test, um zu beweisen, dass sie weiblich sei. Dabei stellte sich heraus, dass Semenya an DSD (Differentialsyndrom) leidet, einer Erkrankung, die zu einem uberdurchschnittlich hohen Testosteronspiegel fuhrt. 

Im Jahr 2018 wurden neue Regeln eingefuhrt. Athleten mit DSD durfen an einigen Leichtathletikwettbewerben nur noch unter der Bedingung teilnehmen, dass sie ihren Testosteronspiegel senken. Diese Behandlung hat viele potenzielle Nebenwirkungen. 

Semenya klagte gegen diese Regeln. Ihr Kampf mit den Behorden dauert nun schon seit Jahren an. Im Jahr 2021 legte Semenya Berufung beim Europaischen Gerichtshof fur Menschenrechte ein. Dieser entschied letzten Monat zu ihren Gunsten und stimmte zu, dass die Wettbewerbsregeln einen VerstoSs gegen ihre Menschenrechte darstellen.

Aber ihr Kampf ist noch nicht vorbei. Der EGMR entschied zu Semenyas Gunsten gegen die Schweizer Regierung, jedoch nicht gegen den Sportverband World Athletics. Das bedeutet, dass der Gerichtshof nichts an den Beschrankungen andern wird.

Einerseits ist der Sport seit jeher ein Gleichgewicht zwischen harter Arbeit und genetischer Veranlagung. Ein groSser Basketballer spielt fast immer besser als ein kleiner.  Andererseits haben Studien gezeigt, dass die Erhohung des Testosteronspiegels die Leistung von Sportlerinnen deutlich verbessert, wenn alle anderen Faktoren gleich bleiben.

Das Thema spaltet die Geister. Solche Entscheidungen des Weltverbandes betreffen nicht nur Frauen mit DSD und intersexuellen Merkmalen, sondern auch Transgender-Sportlerinnen, die nach Ansicht einiger nicht in Frauensportarten antreten durfen. Bisher hat noch niemand eine Losung gefunden, die fur alle gerecht ist.

Darf sie mitmachen?

Ja: Auch wenn Semenya mit einem genetischen Vorteil geboren wurde, gibt es viele Athleten, die trotzdem an Wettkampfen teilnehmen durfen. Es ist unmenschlich, von ihr zu verlangen, dass sie ohne medizinischen Grund eine potenziell gefahrliche hormonunterdruckende Behandlung macht, nur damit sie laufen darf.

Nein: Fur Semenya bedeutet die Tatsache, dass sie mit DSD geboren wurde, leider, dass sie einen messbaren Vorteil gegenuber anderen Athletinnen hat. Es ist vielleicht nicht fair fur sie, aber es ware unfair gegenuber allen anderen Lauferinnen, sie gegen sie antreten zu lassen.

Oder... Wir mussen weiter erforschen, wie sich ein erhohter Testosteronspiegel auf die Leistung in verschiedenen Sportarten auswirkt - ob er mit genetischen Begabungen wie GroSse, Flexibilitat und Herzkapazitat vergleichbar ist.

Glossar

hochrangig - top

verletzen (regelmaSsig) - to violate

die Leichtathletik - athletics

ausschlieSsen (unregelmaSsig) - to exclude

kritisch beaugen (regelmaSsig) - to be sceptical 

uberdurchschnittlich - higher than average

Berufung einlegen (regelmaSsig) - to appeal in court

zu jemandes Gunsten - in someone's favour

die Geister spalten (regelmaSsig) - to divide