Haben wir das Recht, andere zu beleidigen? Schweden und Dänemark stehen vor einem diplomatischen Dilemma, nachdem sie Protestierenden erlaubt hatten, den Koran zu verbrennen. Dies zog den Zorn der muslimischen Welt auf sich.
Nach Koranverbrennung: Aufschrei in der muslimischen Welt
Haben wir das Recht, andere zu beleidigen? Schweden und Danemark stehen vor einem diplomatischen Dilemma, nachdem sie Protestierenden erlaubt hatten, den Koran zu verbrennen. Dies zog den Zorn der muslimischen Welt auf sich.
Blasphemie?
Der Legende nach meditierte der Prophet Mohammed im Jahr 610 n. Chr. in einer Hohle auf dem Berg Hira, als ihm der Engel Jibril erschien. Der Engel offenbarte ihm eine Botschaft, die er weit und breit verbreiten sollte.
Die Botschaften wurden Mohammed noch weitere 23 Jahre lang offenbart, bevor er starb. Nach seinem Tod wurden sie zum Koran zusammengefasst.
Aus diesem Grund bedeutet die Achtung des Korans fur die Muslime die Achtung des Wortes Allahs. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Verbrennung des Korans in Danemark und Schweden in den letzten Wochen groSse diplomatische und religiose Konflikte ausgelost hat.
Letzte Woche Montag zundeten zwei rechtsextreme Demonstranten in Kopenhagen einen Koran vor der irakischen Botschaft an, wahrend die Polizei zusah. Die Verbrennung durfte stattfinden, da Danemark keine Gesetze zum Verbot der Blasphemie hat.
Zuvor hatte die schwedische Polizei in der vergangenen Woche einem christlichen irakischen Fluchtling, der wegen Krieg oder Verfolgung aus seinem Heimatland vertrieben wurde, zweimal die Erlaubnis erteilt, in Stockholm einen Koran zu verbrennen.
In der gesamten islamischen Welt kam es daraufhin zu Protesten, wobei wutende Demonstrierende die schwedische Botschaft in Bagdad in Brand setzten und den schwedischen Botschafter des Landes verwiesen.
Da der Koran ein heiliger Text ist und daher Respekt verdient, wird seine Verbrennung als Beleidigung des Islam selbst gesehen. Warum also haben die Behorden die Verbrennung zugelassen?
Einige sind der Meinung, dass ein Verbot die Meinungsfreiheit einschranken und berechtigte Kritik an der Rolle der Religion in der Gesellschaft verhindern konne.
Andere weisen darauf hin, dass die Freiheit, eine Meinung zu auSsern, nicht dasselbe ist wie die Freiheit, zu beleidigen. Der Koran ist ein heiliger Text, der fur viele Menschen eine zentrale Bedeutung hat. Ihn zu verbrennen ist kein Argument in einer Diskussion, sondern zeigt Intoleranz.
Haben wir das Recht, andere zu beleidigen?
Ja: Jede Meinung wird irgendwo auf der Welt jemanden beleidigen. Trotzdem sollten wir uns frei fuhlen, unsere Gedanken zu sagen. Wir sind nur fur unsere eigenen Handlungen verantwortlich, nicht fur die Reaktionen anderer.
Nein: In den meisten Fallen ist es der schlechteste Weg, Kritik zu uben, wenn man jemanden beleidigt. Wir sollten uns nicht auf ein "Recht auf Beleidigung" konzentrieren, sondern auf unsere Pflichten gegenuber anderen Menschen, respektvoll und tolerant zu sein.
Oder... Auf menschlicher Ebene sollten wir alle versuchen, einander nicht zu beleidigen und die Ansichten des anderen zu respektieren, aber das Beleidigen von Menschen sollte niemals per Gesetz verboten werden. Dies wurde einen auSserst gefahrlichen Prazedenzfall schaffen.
die Unruhen - riots
beleidigen (regelmaSsig) - to offend
der Koran - Qur'an
offenbaren (regelmaSsig) - reveal
die Achtung - respect
die Erlaubnis erteilen (regelmaSsig) - to give permission
des Landes verweisen (unregelmaSsig) - to expel from the country
zulassen (unregelmaSsig) - to let sth. happen
Kritik uben - to criticise