Ist es falsch, politische Themen in Comics zu behandeln? Viele Fans fühlen sich durch eine diversere Besetzung von Superhelden besser repräsentiert. Manche behaupten, dieser Schritt sei nichts weiter als ein Marketingtrick.
Superman gehort jetzt zu bisexuellen Superheld:innen
Ist es falsch, politische Themen in Comics zu behandeln? Viele Fans fuhlen sich durch eine diversere Besetzung von Superhelden besser reprasentiert. Manche behaupten, dieser Schritt sei nichts weiter als ein Marketingtrick.
Der allererste Superman-Comic erschien im Jahr 1938. Mit seiner blassen Haut und den markanten Gesichtszugen bewegte er sich in einer Welt von weiSsen Manner in Anzugen. Heute wirkt dieser Superman wie ein Relikt.
Doch Superman geht mit der Zeit. Mittlerweile wurde die Aufgabe seinem Sohn Jon Kent ubertragen, der mit seiner lockereren Art die Generation Z reprasentiert. Und er verkorpert seine liberalere Ära auf eine neue Art und Weise: DC Comics gab bekannt, dass er bisexuell ist.
DC ist nicht der einzige Medienriese, der einen neuen Schwerpunkt auf Diversitat bei seinen Charakteren legt. Sonys „Into the Spider-Verse" war der erste Film in voller Lange mit einem mix-raced Teenager in der Hauptrolle, Miles Morales.
In einem der jungsten Marvel-Filme, „The Falcon and the Winter Soldier", wird thematisiert, wie es fur Sam Wilson ist, der erste schwarze Captain America ist. Und die Figur Valkyrie wird im kommenden „Thor: Love and Thunder" ebenfalls als bisexuell dargestellt.
Befurworter dieser Neuerungen argumentieren, dass nun deutlich mehr Zuschauende sich mit den Figuren identifizieren konnen.
In gewisser Weise ist dies eine Rolle, die Superheld:innen schon immer gespielt haben. Das Alter Ego von Superman, Clark Kent, ist ein schuchterner, angstlicher Buroangestellter, der von seinen Mitmenschen ignoriert wird. Peter Parker ist ein Schuljunge aus der Arbeiterklasse, dessen Intelligenz nicht gewurdigt wird. Leser:innen, die das Gefuhl haben, dass ihre Talente unbemerkt bleiben, konnen sich mit diesen Figuren identifizieren und glauben, dass sie etwas Besonderes sind, das die Welt nur nicht sehen kann.
Im Laufe seiner Geschichte hat sich Superman immer wieder auf progressive Politik berufen. Schon der ursprungliche Superman wurde als Verfechter der Einwanderer in den USA verstanden. Seine fruhen Schurken waren krumme Geschaftsleute, korrupte Politiker und skrupellose Vermieter. Im Jahr 1946 nahm er es mit dem Ku-Klux-Klan auf. In den 1980er Jahren wurde er als AIDS-Kranker dargestellt.
Manche glauben, dass Superheld:innen niemals Veranderung in der wirklichen Welt bringen konnen. Die Storys werden von gigantischen Medienunternehmen geschrieben, deren einziges Interesse darin besteht, Geld zu verdienen. Es geht ihnen nur darum, Leser:innen anzulocken.
Fur andere ist das Problem viel ernster. Sie meinen, dass die gesamte Philosophie hinter dem Superheldentum falsch ist. Die Rolle von Superheld:innen besteht darin, den Status Quo zu schutzen, oft unter Anwendung von Gewalt gegen Menschen, die sich nicht wehren konnen. Sie konnen nicht zur Rechenschaft gezogen werden, ganz gleich, welche Kollateralschaden sie verursachen.
Alan Moores beruhmte Comicserie „Watchmen" und die neuere Serie „The Boys" sind Satiren des Superheldengenres und zeigen, wie Superkrafte diejenigen korrumpieren, die sie ausuben.
<h5 class="eplus-xeNXsT has-normal-font-size eplus-wrapper">Ist es falsch, Politik in Comics zu thematisieren?</h5>
Ja, sagen einige. Die Einbindung verschiedener Identitaten in Comics ist nichts weiter als eine oberflachliche Marketingstrategie. Comic-Leser:innen, egal welcher Identitat, wollen sich einfach von Alltag ablenken und brauchen keinen politischen Kommentar zu sozialen Themen, mit denen sie bereits jeden Tag leben mussen.
Ganz und gar nicht, sagen andere. Comics haben sich schon immer fur fortschrittliche Anliegen eingesetzt, und ihr einziger Zweck ist es, den Leser:innen Figuren zu bieten, die sie bewundern und mit denen sie sich identifizieren konnen. Eine starkere Reprasentation ist wichtig, um sie fur eine groSsere Leserschaft zuganglich zu machen.
Besetzung - cast
bekannt geben - to announce
Hauptrolle - protagonist
Zuschauende - viewers
ursprunglich - original
Verfechter - defender
Schurke - villain
es mit jmd. aufnehmen - to take on
korrumpieren - to corrupt