Sollten mehr Insekten zu Lebensmitteln verarbeitet werden? Unternehmen, die sie als Snacks verkaufen wollen, sind auf dem Vormarsch und werben, sie könnten die weltweite Nahrungsmittelknappheit beenden und gleichzeitig die Umwelt schützen.
Insekten auf dem Speiseplan
Sollten mehr Insekten zu Lebensmitteln verarbeitet werden? Unternehmen, die sie als Snacks verkaufen wollen, sind auf dem Vormarsch und werben, sie konnten die weltweite Nahrungsmittelknappheit beenden und gleichzeitig die Umwelt schutzen.
Ella kann ihr Gluck kaum fassen: Es ist 2031 und sie feiert ihren Geburtstag im besten Restaurant des Jahres. Es gibt Carpaccio von der Raupe, SchmeiSsfliegen-Pate und Tempura von der Kellerassel. Was soll sie wahlen? „Ich empfehle das Tagesgericht", sagt der Kellner. „Heuschrecken-Ragout an frischen Larven." „Das nehme ich", sagt Ella. „Lecker!"
Diese Szene ist gar nicht so weit von der Realitat entfernt, wie es vielleicht scheint. Insektenproteine werden bereits in Hundefutter verwendet, wobei die Produktion bis 2030 voraussichtlich 500.000 Tonnen pro Jahr erreichen wird. Ein israelisches Unternehmen hat mit der Herstellung von Gummibarchen mit Heuschreckenprotein begonnen.
„Heuschrecken schmecken wie Pekannusse, Pilze, Kaffee und Schokolade", sagt der Leiter des Unternehmens, Dror Tamir. „Aber wir konnen verschiedene Geschmacksrichtungen hinzufugen. Die Gummibarchen gibt es derzeit in den Geschmacksrichtungen Orange und Erdbeere."
Der Verzehr von Insekten hat im Nahen Osten eine lange Tradition.
Dror Tamir war fasziniert von seiner GroSsmutter, die erzahlte, wie Heuschrecken ihre Ernten angriffen: „Wahrend die meisten Kibbuz-Mitglieder auf die Felder rannten, um die Heuschrecken zu verscheuchen, sammelten die jemenitischen und marokkanischen judischen Mitglieder tonnenweise davon, um sie zu essen." Neben SuSsigkeiten plant Tamir auch die Herstellung von Burgern, Falafel und Energieriegeln auf Insektenbasis.
Der Mensch braucht EiweiSs und erhalt es derzeit aus Nahrungsmitteln wie Fleisch, die dem Planeten schaden. Nach Ansicht von Professor Robin May von der britischen Food Standards Agency bieten Insekten eine Losung:
„Einige Insektenproteine, wie gemahlene Grillen oder gefriergetrocknete Mehlwurmer, sind billig, leicht zu zuchten, fettarm und belasten die Umwelt weniger als Fleisch es tut. Und manchmal konnen sie sogar eine wertvolle 'Recycling'-Leistung erbringen, indem sie Abfallprodukte als primares Futtermittel verwenden, so dass die potenziellen Vorteile fur die Gesellschaft betrachtlich sind."
Dieser Gedanke inspirierte Dean Smorenberg dazu, eine Fliegenfarm in Sudafrika zu grunden: „Es herrscht Lebensmittelknappheit, die Menschen hungern, und gleichzeitig gibt es ein Abfallproblem. Also habe ich mir uberlegt, wie wir das wieder ins Gleichgewicht bringen konnen."
Er begann mit der Zuchtung von schwarzen Soldatenfliegen. Heute produziert er jeden Monat uber 10 Tonnen proteinreiches Futter aus Fliegenlarven.
In Europa steckt die Insektenproduktion noch in den Kinderschuhen, aber die Entscheidung der Europaischen Behorde fur Lebensmittelsicherheit (EFSA), dass Heuschrecken von Menschen gegessen werden konnen, hat die Lebensmittelunternehmen auf dem Kontinent ermutigt.
Allerdings befinden Britische Firmen sich nach dem Brexit in der Schwebe. Und es gibt nach wie vor Befurchtungen, dass die Verbraucher Allergien entwickeln konnten.
„Wir sind einfach noch nicht so weit", sagt die Lebensmittelwissenschaftlerin Dr. Leah Bessa. „Hunde lassen sich derzeit viel leichter mit Insekten futtern als Menschen."
Sollten mehr Insekten zu Lebensmitteln verarbeitet werden?
Ja: Wenn wir Heuschrecken statt Rindfleisch zuchten wurden, konnten wir im Vergleich die Treibhausgasemissionen um 99 % reduzieren, wahrend wir 1.000 Mal weniger Wasser und 1.500 Mal weniger Land benotigen.
Nein: Wir sollten unsere Mitgeschopfe respektieren, unabhangig von ihrer GroSse. Der Verzehr von Insekten ist genauso wenig akzeptabel wie der Verzehr von Schafen oder Rindern und ware nur eine weitere Form der Ausbeutung unseres Planeten.
Oder... Insekten konnten ein Teil der Antwort auf ein viel groSseres Problem sein. Die Weltbevolkerung wird bis 2050 voraussichtlich um 2,1 Milliarden Menschen wachsen. Wir sollten aber auch andere Wege zur Losung des Problems in Betracht ziehen - zum Beispiel die Eindammung des Bevolkerungswachstums oder die Forderung nachhaltigerer Landwirtschaftsmethoden.
SchmeiSsfliege - blowfly
Kellerassel - woodlouse
Geschmacksrichtung - flavour
Ernte - harvest
verscheuchen - to scare off
EiweiSs - protein
Grille - locust
zuchten - to breed
Futter - fodder
Fliege - fly
noch in den Kinderschuhen - still in its infancy
ermutigen - to encourage
Mitgeschopfe - fellow creatures