Können kleine Veränderungen genug bewirken? Neue Tipps zum Energiesparen kommen pünktlich mit den horrenden Nebenkostenrechnungen für Millionen von Menschen weltweit. Aber kann das Individuum diese bevorstehende Krise wirklich abwenden?
Explosion der Kraftstoffpreise sorgt weltweit fur Unruhe
Konnen kleine Veranderungen genug bewirken? Neue Tipps zum Energiesparen kommen punktlich mit den horrenden Nebenkostenrechnungen fur Millionen von Menschen weltweit. Aber kann das Individuum diese bevorstehende Krise wirklich abwenden?
Die Regierung mochte, dass wir weniger Erdol verbrauchen. Die Gaspreise in Europa erreichen Rekordwerte. Im Vereinigten Konigreich warnt Experte Martin Lewis, dass „Menschen diesen Winter sterben werden", weil sie ihre Wohnungen nicht heizen konnen.
Die Regierung meint, dass der Energieverbrauch eine „Entscheidung jedes Einzelnen" sei, aber trotzdem sollten alle versuchen, Energie zu sparen.
Umfragen zeigen, dass in GroSsbritannien Haushalte ihren Energieverbrauch um 31% reduzieren konnten. Die Medien und Hilfsorganisationen bieten Ratschlage an.
Menschen zu uberzeugen, bessere Entscheidungen fur sich selbst zu treffen, ist die Kernidee der Verhaltensorientierten Okonomik. Die Regierung hat sogenannte „Nudge Units" eingerichtet, in denen Psychologen dafur bezahlt werden, dass sie Strategien entwickeln.
Aber funktioniert das auch? Befurworter sagen, dass enormes Potenzial darin steckt. Ein Beispiel: Nur 30% der britischen Bevolkerung entschieden sich damals aktiv fur einen Organspendeausweis. Seit man aber offiziell verweigern muss, um kein:e Organspender:in mehr zu sein, sind 85-90% der Bevolkerung dafur.
Weitere Strategien sind die Vereinfachung der Auswahlmoglichkeiten, die Ausubung von sozialem Druck, die Verbreitung von Warnhinweisen sowie Erinnerungshilfen.
Eine Kampagne, mit der man alle Haushalte dazu bewegen konnte, ihr Thermostat um 2 Grad herunterzudrehen, konnte rund 14 % der anfallenden Energiekosten einsparen. Wassersparende Duschkopfe konnten weitere vier Prozent gutmachen.
Eine kurzlich durchgefuhrte Uberprufung von 212 Studien fand jedoch „keine Beweise" dafur, dass Nudges tatsachlich funktionieren. Ihre Wirkung sei nicht groSser als Placebos oder statistisches Rauschen.
Die ehemaligen Befurworter der Nudge-Theorie, Nick Chater und George Loewenstein, haben mittlerweile selbst Zweifel. „Fortschritt", sagen sie, erfordere einen systemweiten Wandel. Wir brauchten mehr als „Hinweise und Tipps in einer feindseligen Welt".
Bis Januar konnte die Halfte der britischen Haushalte von Energieknappheit betroffen sein. Viele wollen keine Ratschlage - sie wollen MaSsnahmen.
Eine halbe Million Menschen hat sich einer Bewegung angeschlossen, die Preissenkungen fordert. Weitere 100.000 wollen ihre Rechnungen ab dem 1. Oktober nicht mehr bezahlen.
Ein trostloser Winter konnte daruber entscheiden, ob individuelles Verhalten oder kollektives Handeln die weltweite Energiekrise losen kann.
Konnen kleine Veranderungen genug bewirken?
Ja: Die Verhaltensokonomie zeigt uns, dass Millionen von Menschen, die ihre Gewohnheiten andern, enorme Auswirkungen auf die Gesellschaft haben konnen. Und Veranderungen sind ansteckend - je mehr wir sie sehen, desto mehr sind wir bereit, uns ebenfalls zu andern.
Nein: Es ist leicht fur Regierungen, Einzelpersonen anzuweisen, weniger Energie zu verbrauchen. Aber wenn Familien es sich nicht leisten konnen, ihre Hauser im Winter zu heizen, brauchen sie finanzielle Hilfe, keine Tipps und Tricks.
Oder... Tatsachlich mussen wir gleichzeitig das System und das Verhalten des Einzelnen andern. In einer fairen Gesellschaft verhalt sich jeder verantwortungsbewusst und es gibt Unterstutzung fur diejenigen, die sie brauchen.
frieren - to freeze
Kraftstoff - fuel
Unruhe - unease
Nebenkosten - energy bill
bevorstehend - looming
Ratschlag - advice
Spende - donation
ausuben - to apply
gutmachen - to make up for sth.
Befurworter - supporter