Kann das richtig sein? Autoren werfen Dahls Verlag vor, seine klassischen Werke zu zensieren. Andere wiederum sind der Meinung, dass Bücher mit der Zeit gehen müssen oder Gefahr laufen, im Regal stehen zu bleiben.
Emporung uber “absurde Zensur” von Roald Dahl
Kann das richtig sein? Autoren werfen Dahls Verlag vor, seine klassischen Werke zu zensieren. Andere wiederum sind der Meinung, dass Bucher mit der Zeit gehen mussen oder Gefahr laufen, im Regal stehen zu bleiben.
Wenn du heute in einen Buchladen gehst und ein Buch von Roald Dahl kaufst, wirst du vorne einen kleinen Hinweis finden. Dort steht: "Dieses Buch wurde vor vielen Jahren geschrieben und wir uberarbeiten die Sprache regelmaSsig, um sicherzustellen, dass es auch heute noch von allen gerne gelesen wird."
Dies ist der einzige Hinweis darauf, dass du ein ganz anderes Buch als das Original liest. Hunderte von Änderungen wurden von dem Verlag, Puffin Books, an Dahls Werken vorgenommen.
Frauen, die fruher Supermarktkassiererinnen und Sekretarinnen waren, sind jetzt Spitzenwissenschaftlerinnen und Geschaftsfrauen. Alle Anspielungen auf Korpergewicht wurden gestrichen. Das Gleiche gilt fur die Worter "schwarz" und "weiSs" - auch wenn sie sich nicht auf Hautfarbe beziehen.
Es ist nicht das erste Mal, dass Dahls Werk bearbeitet wurde. Im Original von Charlie und die Schokoladenfabrik, das 1964 veroffentlicht wurde, wurden die Umpa Lumpas als "Schwarz-Afrikaner" bezeichnet.
Kritiker:innen sagten, dass eine rein schwarze Arbeitergruppe, die nur mit Kakaobohnen bezahlt wird, stark an Sklaverei erinnere. Dahl nahm sich das zu Herzen und schrieb die Figuren in der Ausgabe von 1973 so um, dass sie nun weiSs sind.
Aber Kritiker:innen sagen, das sei etwas anderes. Es sei eine Sache, wenn ein Autor seinen eigenen Text uberarbeitete, aber eine ganz andere, wenn andere das machten.
Ihrer Meinung nach hat der Verlag das schlimmste aller literarischen Verbrechen begangen: Er hat Dahls Bucher langweilig gemacht. Alles, was die Aufmerksamkeit der Leser:innen fesseln konnte, wurde zugunsten eines eintonigen Textes gestrichen.
Andere wiederum sagen, dass es wichtig ist, dass Literatur inklusiv ist. Sie weisen darauf hin, dass es fur Leser:innen schwer ist, Bucher zu lesen, die sich uber Menschen wie sie lustig machen.
AuSserdem mahnen Psycholog:innen, dass der Geist junger Kinder Eindrucke wie ein Schwamm aufsaugt. Das Lesen von Buchern, die sich uber bestimmte Menschengruppen lustig machen, konnte dazu fuhren, dass sie selbst dasselbe tun. Manche sagen, dass die Bearbeitung von Dahls Werken Kindern viel Mobbing ersparen konnte.
Andere sind der Meinung, dass das alles am Thema vorbeigeht. Sie sagen, dass Puffin diese Bearbeitungen nicht vornehme, weil das Unternehmen sich Sorgen macht, Kinder zu verletzen. Es gehe ihm nur um den Profit.
Die Originaltexte wurden viel weniger gut ankommen, wenn Kinder das Gefuhl hatten, sie oder ihre Freunde wurden schikaniert. Puffin, so heiSst es, spreche einfach seine Zielgruppe an.
Kann das richtig sein?
Ja: Madchen, Kinder aus ethnischen Minderheiten und Ubergewichtige sollten nicht Opfer eines literarischen Purismus werden, der auf der Einhaltung der ursprunglichen Sprache, Traditionen oder Regeln besteht. Wenn sie dazu fuhren, dass Kinder mit besseren Werten aufwachsen, sind diese Neufassungen eine gute Sache.
Nein: Kinder sind schlauer, als wir sie einschatzen. Sie wissen, was richtig und was falsch ist. Sie verdienen die Chance, die Originalbucher zu lesen.
Oder... Das ist keine Frage von richtig oder falsch sondern des Profits. Puffin hat entschieden, dass die alten Texte das moderne Publikum nicht ansprechen. Wenn sich das als Fehlentscheidung herausstellt, wird der Markt sie bestrafen.
der Verlag - publisher
das Werk - work
vornehmen (unregelmaSsig) - to execute
uberarbeiten (regelmaSsig) - to revise
sich lustig machen uber jemanden (regelmaSsig) - to make fun of someone
der Eindruck - impression
gut ankommen (unregelmaSsig) - to go down well