Kann Wissenschaft alles bedeuten, was man will? Eine neue Studie behauptet, dass alles, was wir essen, unsere Lebenserwartung beeinflusst. Sie reiht sich ein in eine lange Geschichte verwirrender und widersprüchlicher Studien der Ernährungswissenschaft.
Ein Hotdog kann dich 36 Minuten deines Lebens kosten
Kann Wissenschaft alles bedeuten, was man will? Eine neue Studie behauptet, dass alles, was wir essen, unsere Lebenserwartung beeinflusst. Sie reiht sich ein in eine lange Geschichte verwirrender und widerspruchlicher Studien der Ernahrungswissenschaft.
Das Startsignal ertonte. In den nachsten zehn Minuten verschlang eine Reihe von Mannern mit beangstigender Geschwindigkeit einen Hotdog nach dem anderen. Ein Mann stopfte sich schneller voll als die anderen: Der 37-jahrige Joey Chestnut schaffte 76 Hot Dogs, ein neuer Rekord. Sein zweitplatzierter Konkurrent aSs nur 50.
Chestnut ist der Michael Phelps des Wettessens. Seit er den Rekord fur gegrillte Kasesandwiches gebrochen hat, hat Chestnut insgesamt 51 weitere Rekorde aufgestellt.
Aber vielleicht sollte er etwas vorsichtiger sein. Eine neue Studie der University of Michigan behauptet, dass der Verzehr eines einzigen Hotdogs die Lebenserwartung um 36,3 Minuten verkurze.
Fur die Studie wurden uber 5 800 Lebensmittel untersucht. Einige konnen das Leben verlangern: Ein Erdnussbutter-Brot mit Marmelade verlangert angeblich die Lebenszeit um 33 Minuten.
Einige glauben nicht daran. Ware die Studie korrekt, twitterte der Sportjournalist Gary Sheffield Jr., ware Joey Chestnut schon langst tot.
Von Rotwein bis hin zu rotem Fleisch haben sich die wissenschaftlichen Berichte uber den Nahrwert von Lebensmitteln immer wieder dramatisch verandert.
Nehmen wir Eier als Beispiel, die einst als harmlose EiweiSsquelle galten. In den 1960er Jahren stellten Wissenschaftler fest, dass sie eine ungesunde Menge an Cholesterin enthielten. In den 2000er Jahren standen Eier wieder auf dem Speiseplan, nachdem Experimente ergeben hatten, dass sie den Cholesterinspiegel langst nicht so stark erhohen wie angenommen. Eine neue Studie aus dem Jahr 2019 behauptet wiederum das Gegenteil.
Der Grund fur diese rasanten Veranderungen ist die Schwierigkeit, den Nahrwert von Lebensmitteln tatsachlich zu ermitteln. AuSserdem ist es fast unmoglich, zu bestimmen, wie jemand normalerweise isst, denn wenn man weiSs, dass man uberwacht wird, verhalt man sich anders.
Auch kann Forschung absichtlich missbraucht werden. Lebensmittelunternehmen konnen selbst den vagesten Hinweis auf einen gesundheitlichen Nutzen zu ihrem eigenen Vorteil auslegen.
<h5 class="eplus-xeNXsT has-normal-font-size eplus-wrapper">Kann Wissenschaft alles bedeuten, was man will?</h5>
Ja: Studien sind schon oft manipuliert worden. Kellogg's behauptete beispielsweise, dass eines seiner Cerealien die Konzentration von Kindern um 20 % steigerte - aber es stellte sich heraus, dass die Wirkung des Cerealienverzehrs mit der von Wasser zum Fruhstuck verglichen wurde. Colgate behauptete, dass 80 % der Zahnarzte seine Zahnpasta befurworteten, ohne zu erwahnen, dass eine ahnliche Anzahl von Zahnarzten auch die Konkurrenzprodukte gewahlt hatte.
Nein: Die Fakten sind die Fakten. Wir mussen lernen, Statistiken sorgfaltig zu lesen, um zu verstehen, was sie zeigen. Wissenschaftliche Forschung ist fur unser Verstandnis der Welt unerlasslich. Wir sollten sie nicht verurteilen.
Oder... Wissenschaftler sind in der Regel verantwortungsbewusst in ihrer Forschung und stellen die Dinge so genau dar, wie sie konnen. Erst wenn die wissenschaftliche Forschung das Labor verlasst und in die Offentlichkeit gelangt, wird sie verzerrt.
Ernahrungswissenschaft - food science
verschlingen - to eat rapidly
stopfen - to stuff
Wettessen - competitive eating
Lebensmittel - foodstuffs
Speiseplan - menu
Nahrwert - nutrient score
verantwortungsbewusst - responsible
Ein Hotdog kann dich 36 Minuten deines Lebens kosten
