Sollten wir mehr Briefe schreiben? Online-Chats sind so flüchtig, dass wir selten daran denken, eine Nachricht per Post zu verschicken. Manche sagen, dass wir damit ein wichtiges und bleibendes Dokument schaffen.
Die verlorene Kunst des Briefeschreibens
Sollten wir mehr Briefe schreiben? Online-Chats sind so fluchtig, dass wir selten daran denken, eine Nachricht per Post zu verschicken. Manche sagen, dass wir damit ein wichtiges und bleibendes Dokument schaffen.
"Wofur haltst du mich?", schrieb ein Babylonier an einen Handler in einem der altesten uberlieferten Briefe. Er wurde vor 3.775 Jahren auf eine Tontafel geschrieben.
Konigin Atossa verschickte 500 v. Chr. den ersten handgeschriebenen Brief. Mit ihr begann eine reiche Brieftradition: von den Paulusbriefen in der Bibel bis zu den Liebesbriefen von Virginia Woolf.
Heute sind Briefe vielleicht schon fast ausgestorben. In GroSsbritannien erhohte die Royal Mail die Preise, nachdem die Zahl der Briefe auf ein Rekordtief gefallen war. In Australien sind nur 3 % der Briefe nicht dienstlich.
In den USA sagen 37%, dass sie in den letzten funf Jahren keinen Brief verschickt haben.
Ist das wichtig? Die Autorin Edwina Preston meint ja. Sie sagt, ein Brief sei "eine machtige Zeitkapsel". Sie nennt einige Grunde, warum wir sie schreiben sollten:
Briefe sind viel personlicher: Die Handschrift und die Rechtschreibfehler eines Briefes erinnern uns an den Schreibenden. Briefe sind kostbare Besitztumer und historische Objekte.
Sie lassen uns entschleunigen: Das Schreiben, Absenden und Warten auf eine Antwort sei eine "Verpflichtung an die Zeit, die es braucht". Sie zeige, wie sehr uns die andere Person am Herzen liegt.
Sie sind ein Stuck des Lebens: Ein Brief sei eine Mischung aus allem. Im ersten bekannten Brief eines Christen fragt ein Mann namens Arrianus seinen Bruder nach einem Rezept fur Fischsauce.
Sie uberdauern uns: Der alte Romer Seneca schrieb seine Philosophie in 124 Briefen an seinen jungen Freund Lucilius. Seine Briefe werden seit Hunderten von Jahren gelesen.
Briefe enthalten personliche Erfahrungen, wie die zwei Milliarden, die im Ersten Weltkrieg von und zu den britischen Schutzengraben geschickt wurden. Oder sie konnen die Geschichte verandern, wie der Brief von US-Prasident Abraham Lincoln, in dem er sich gegen die Sklaverei aussprach.
Manche uberleben vielleicht die Menschheit. Das Raumschiff Voyager befindet sich im Weltraum. An Bord befindet sich eine "Goldene Schallplatte" mit einem Brief fur auSserirdisches Leben. Zu den GruSsen in 55 Sprachen gehort die Botschaft: "Hallo von den Kindern des Planeten Erde."
Sollten wir mehr Briefe schreiben?
Ja: Wenn du das nachste Mal jemandem sagen willst, wie du dich fuhlst oder was du gesehen oder getan hast, nimm einen Stift und schreibe es auf. Dein personlicher Brief wird ein besonderes Geschenk sein, das ein Freund oder eine geliebte Person fur immer behalten wird.
Nein: Wie du kommunizierst, spielt keine Rolle. Nicht jeder druckt sich am besten durch geschriebene Worte aus und die heutige Technologie ermoglicht es uns, mit jedem jederzeit auf so viele verschiedene Arten in Kontakt zu treten.
Oder... Vielleicht ist das Briefeschreiben langst ausgestorben. Aber wir konnen immer noch die Briefe von Verwandten, beruhmten und gewohnlichen Menschen aus der Geschichte lesen. Ihre Weisheit und Erfahrung kann die Art und Weise, wie wir miteinander kommunizieren, verandern.
fluchtig - momentary
das Zeppelin - airship
uberliefert - passed on
der Ton - clay
das Tief - low
am Herzen liegen (unregelmaSsig) - to care about sth.
die Schallplatte - vinyl record
der Schutzengraben - trench