Le Pen ist eine rechtsextreme, nationalistische Politikerin. Sowohl sie als auch ihr Vater kandidierten bereits mehrfach fur das Prasident:innenamt. Jetzt sieht es so aus, als konnte sie ihren Traumjob endlich bekommen.

Die franzosischen Wahlen finden in zwei Runden statt: Die beiden Spitzenkandidat:innen der ersten Runde treten in einer zweiten Runde gegeneinander an.

Gestern fand die erste Runde statt, wobei sich wie schon vor vier Jahren Macron und Le Pen durchsetzten.

Im Jahr 2017 schlug Macron Le Pen mit 66% zu 34% der Stimmen. Dieses Jahr sah es lange so aus, als wurde er einen weiteren groSsen Sieg erringen. Aber die Umfragen haben sich verschlechtert und die beiden liegen nun fast Kopf an Kopf.

Le Pen und ihre Partei Rassemblement National (RN) haben ein umstrittenes Wahlprogramm, welches manche fur rassistisch halten. Dazu gehort:

1. Strenge Begrenzung der Einwanderung

2. Verbot fur muslimische Frauen, in der Offentlichkeit Kopftucher zu tragen

3. Erschwerung des Zugangs zu Arbeitsplatzen fur Nicht-Franzosen

Le Pen will die franzosische Verfassung andern, um diese Gesetze zu verabschieden. „Was Marine Le Pen da vorschlagt, ist eine Art Staatsstreich", sagt der Verfassungsexperte Dominique Rousseau.

Le Pen steht auSserdem in der Kritik, weil sie mit dem russischen Prasidenten Wladimir Putin befreundet ist, der vor Kurzem in die Ukraine einmarschierte und dabei Tausende Menschen toten lieSs.

Macron wirft Le Pen vor, von Russland finanziert zu werden und seinen Krieg in der Ukraine zu unterstutzen.

Doch Le Pen hat auch das Image ihrer Partei weichgespult. Im Wahlkampf hat sie beispielsweise ihre Liebe zu Katzen in den Vordergrund gestellt und eine „sanftere" Politik versprochen.

Le Pen will ihre Partei schon seit langem weniger kontrovers machen. Ihr Vater war offen Faschist und wurde kritisiert, weil er sagte, dass der Holocaust irrelevant sei.

2015 schloss Le Pen ihren Vater kurzerhand aus der Partei aus. Viele Kommentator:innen glauben jedoch, dass die Partei im Kern aber noch dieselbe geblieben ist. Ein Kritiker bezeichnet die NR als „Bosewichte in Designeranzugen".

Manche sind anderer Meinung. Jean-Yves Camus, ein Experte fur Rechtsextremismus, weist darauf hin, dass Le Pen versuche, die Macht durch Demokratie und nicht etwa durch Gewalt zu erlangen. „Einfach ausgedruckt: Die RN ist keine faschistische Partei", sagt er.

Ja: Nehmt euch vor Wolfen im Schafspelz in Acht. Sie tragt zwar keinen Oberlippenbart, aber Marine Le Pens Vision einer Gesellschaft, in der Rasse und Nationalitat das Schicksal der Einzelnen bestimmen, wurde Hitler und Mussolini durchaus gefallen.

Nein: Marine Le Pen ist eine legitime, demokratisch gewahlte Politikerin. Wie entsetzlich man ihre Ansichten auch finden mag, man sollte uber Inhalte diskutieren und sie nicht mit alarmistischen Etiketten wie Faschismus abtun.

Oder... Wir sollten uns nicht in Debatten uber die Terminologie verzetteln. Eine Politik der Diskriminierung aufgrund von Nationalitat, Religion und Rasse sollte unter jedem Namen unerwunscht sein.

aussichtsreich - promising

Anwarterin - candidate

Wahlen - elections

Spitzenkandidat - top candidate

sich durchsetzen - succeed

Umfrage - survey

umstritten - controversial  

Begrenzung - limitation

Kopftuch - hijab

ein Gesetz verabschieden - to pass a law

Staatsstreich - coup d'etat

Verfassung - constitution

kurzerhand - on the spot